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Otto Bauman – eine zentrale Rolle in rechtsextremen Netzwerken

Otto Baumann (Björn Heldmann dahinter) bei einer gemeinsamen Demonstration von AfD und PEGIDA in Chemnitz. Veröffentlicht vom Faschisten Björn Höcke.

Rechtsanwalt, AfD-Kommunalpolitiker, ehmaliger Marschgruppenführer, Verschwörungstheoretiker …

Otto Baumann, Rechtsanwalt in Witzenhausen, war bis vor kurzem Oberstleutnant der Reserve und Leiter der Reservistenkameradschaft Werra/Gertenbach. Neben der Reservistenkameradschaft (RK) leitete der in Gertenbach lebende Baumann eine sogenannte Marschgruppe des kurhessischen Reservistenverbandes. Diese von ihm gegründete Marschgruppe trägt den Namen “Hürtgenwald” und bezieht sich auf eine der letzten Schlachten des 2. Weltkriegs [1]. Neonazis mystifizieren dieses Massaker gerne als letzten “heldenhaften Abwehrkampf” der Wehrmacht [2]. Mit dieser Gruppe besuchte Otto Baumann über Jahre hinweg den “Internationalen Hürtgenwaldmarsch”, welcher von geschichtsrevisionistischen Gruppen mit Bezug zu Neonazis organisiert wurde [3].

Neonazis in den eigenen Reihen

Auch in seinen eigenen Reihen beherbergte Otto Baumann Neonazis. Im September 2011 half die Marschgruppe Hürtgenwald beim Tag des offenen Denkmals auf dem Schloss Berlepsch. Mit dabei waren Neonazis des “Freien Widerstand Kassel” – David Rose und Roman Wagemans. Letzterer nahm erneut im Dezember 2011 bei einer Aktion der Marschgruppe auf Schloss Berlepsch teil, was zufällig bei einer Reportage des Hessichen Rundfunks auffiel (Video unten zu finden). Darauf angesprochen sagte Baumann aus, dass er nichts von der Gesinnung der beiden gewusst habe [4]. Wie sich jedoch später herausstellte, vertrat Baumann Roman Wagemans bereits als Anwalt, als dieser zusammen mit David Rose beim Sprühen von Nazi-Parolen erwischt wurde [5]. Außerdem besuchten sie im Herbst 2011 zusammen mit dem aktiven Soldaten und NPD-Nazi Michael Löbermann [7] den geschichtsrevisionistischen „Internationalen Hürtgenwaldmarsch“.

Rechtsextreme Zeitung “Zuerst!”

Ein paar Monate später fiel Bauman – der damals noch für die SPD im Witzenhäuser Stadtparlament saß – erneut auf, als er einen Artikel der rechtsextremen Zeitung “Zuerst!” über den internen Verteiler der SPD schickte [6]. Seine Partei-Genoss*innen kritisierten Baumann damals, da er sich nicht aktiv um eine Distanzierung zu den Rechtsextremismusvorwürfen bemühte und nicht einmal bei der Gedenkveranstaltung für die aus Witzenhausen deportierten Juden und Jüdinnen teilnahm.

Raus aus der SPD – Rein in die AfD

Als Baumann 2013 aus der SPD austratt, gründete er nur eine Woche später den Kreisverband Werra-Meißner der AfD [8] und saß jahrelang in dessen Vorstand. Wie weit rechts Baumann selbst in der damaligen AfD stand machte er schnell klar, als er 2015 einer der Erstunterzeichner bei der Gründung des völkisch-nationalistischen “Flügels” innerhalb der AfD war, welcher sich um den Faschisten Björn Höcke scharte[9]. Im selben Jahr ließ Baumann eine Traueranzeige für einen verstorbenen Kameraden in der rechtsextremen Wochenzeitung “Junge Freiheit” schalten, in welcher er von “preußischen Tugenden” schwafelte [10]. Von nun an war Otto Baumann in Flügel-Kreisen der AfD aktiv. So war es auch kein Zufall, als 2018 Björn Höcke ein Foto von Baumann auf einer AfD/PEGIDA-Kundgebung in Chemnitz auf Facebook postete [11].

“Bürger schützen ihre Polizei”

Nach einem brutalen Abschiebeversuch 2018 in Witzenhausen, bei dem die Polizei massiv gegen Abschiebegegner*innen vorgegangen war [12], gründete Baumann die Bürger*innengruppe “Frieden in Witzenhausen – Bürger schützen ihre Polizei” und organisierte eine Mahnwache auf dem Marktplatz in Witzenhausen. Die Mahnwache war ein rechtspopulistischer Versuch, die Aktionen gegen die illegale Abschiebung zu diskreditieren [13].

Verschwörungstheorien im Chat und “Montagssparziergänge”

Nachdem es eine Weile ruhig um Baumann war und seine faschistoiden Umtriebe anscheinend zur Normalität wurden, erschien im Mai 2022 ein Artikel in der Frankfurter Rundschau. In dem Artikel wird über Baumanns neuerliche Aktivitäten in der Organisation rechter Montagsspaziergänge berichtet [14]. Chat-Nachrichten und Videos rund um diese Spaziergänge sind in diesem Blogbeitrag offengelegt [15]. Zusammen mit den personellen Verquickungen wird ersichtlich, dass dem rechten Anwalt eine zentrale und aktive Rolle in der Organisation und Vernetzung von AfD-Nazis inne hat.

Rauswurf aus dem Reservistenverband

Recherchen der Frankfurter Rundschau führten dazu, dass der Reservistenverband ein Ausschlussverfahren gegen den damaligen Oberleutnant einleitete. Dieses ist eher auf Baumanns Zugehörigigkeit zum Flügel zurückzuführen, als seine Rolle bei den Montagsspaziergängen. Aufgrund der Beobachtung des Verfassungsschutzes, welcher den Flügel als “gesichert rechtsextremistisch” einstuft, löste sich die nationalistische Gruppierung offiziell auf. Gegen seinen Rauswurf aus dem Reservistenverband legte Baumann Widerspruch ein, welcher im Frühjahr 2023 verhandelt wurde und im August 2023 vor dem Amtsgericht Berlin-Mitte fortgesetzt wurde [16]. Im September 2023 wies das Gericht die Klage Baumanns ab: „Der Kläger weiß, dass seine politische Ausrichtung der des beklagten Vereins entgegensteht.“ Weiter heißt es: „Es stand dem Kläger zu jedem Zeitpunkt frei, sich vom ‚Flügel’ und den damit einhergehenden Zielen zu distanzieren. Dies hat er nicht getan.“

Militär-Jeep mit NS-Symbolik

Otto Baumann fährt mit Gleichgesinnten in Militär-Jeeps durch den Landkreis. Auf Baumanns Jeep ist eine schwarze Palmen zu sehen (siehe Foto). Diese mag auf den ersten Blick nicht auffällig sein, doch gleicht sie exakte der Abbildung des Symbols des Afrika-Korps der Wehrmacht[17].

Otto Baumann ist seit über zehn Jahren für seine rechtsextremistische Einstellung bekannt, dennoch konnte er bis vor kurzem Reservistengruppen leiten (würde ich weg lassen: und sich aktiv in die Gestaltung des Dorflebens einbringen. So ist sein Einfluss und die anderer AfDler auf die Wähler*innengemeinschaft “Gemeinsam für Gertenbach” unverkennbar).

: v.l.n.r. Otto Baumann, Peter Landherr, Peter Baumann, Unbekannt, Hendrik Hartmann

: Otto und Peter Baumann beim Volkstrauertag. Otto Baumann in zivil, da er kurz vorher seinen Status als Reservistenführer verlor.

: Cornelia Steinhauer, Björn Heldmann, Otto Baumann

: Otto Baumann (Björn Heldmann dahinter) bei einer gemeinsamen Demonstration von AfD und PEGIDA Otto Baumann) bei einer gemeinsamen Demonstration von AfD und PEGIDA